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Frugale Innovationen – weniger ist mehr

14. 03. 2022
Verfasst von: Julian Barnikol, Ingo Liefner

Frugale Innovationen – weniger ist mehr

Die Wasserfiltration erfolgt per Muskelkraft über ein fahrradähnliches Gestell ohne Räder. © ®Rural Technology Action Group (RuTAG) – IIT Madras
Die frugale Wasserfiltrationsanlage benötigt für Herstellung, Nutzung und Entsorgung weitaus weniger Ressourcen als herkömmliche Produkte und erfüllt ihren Zweck genauso gut.

Wie lassen sich die Bedürfnisse einer wachsenden Weltbevölkerung bei knapper werdenden Ressourcen erfüllen und gleichzeitig Umweltverschmutzung und Klimawandel eindämmen? Eine Möglichkeit stellen frugale Innovationen dar. Welche Rolle solche vereinfachten und anwendungsorientierten Produkte in Deutschland spielen können, untersuchen Forschende der Leibniz Universität Hannover im Vergleich zu Indien, das als Heimat frugaler Innovationen gilt.

Vereinfachte Produkte für eine nachhaltigere Wirtschaft

Äußerst preiswerte Kleinwagen, günstige transportable Röntgengeräte, solarbetriebene Nachtleuchten – solche Erfindungen werden als frugale Innovationen bezeichnet. Statt „immer mehr, immer besser“ erfüllen diese Produktneuheiten einen bekannten Zweck mit weniger Materialeinsatz und zu geringeren Erwerbs- und Betriebskosten. Das Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Universität Hannover untersucht im Projekt „Umsetzungsbedingungen für Frugalität in Innovationsprozessen“ die Voraussetzungen in niedersächsischen Unternehmen, frugale Prinzipien anzuwenden. „Niedersachsen ist durch die starke Abhängigkeit von wenigen Branchen, zum Beispiel vom Automobilbau, darauf angewiesen, neue Produktionsmöglichkeiten zu erproben, um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten", erklärt Institutsleiter Prof. Ingo Liefner.

Ressourcen, Energie und Klima schonen

Im Mittelpunkt der Forschung stehen Firmenbefragungen in Niedersachsen sowie in indischen Städten mit ähnlichem industriellen Schwerpunkt. In Kooperation mit dem Indian Institute of Technology Madras (Chennai) erforscht das Projektteam die Entstehung und Verbreitung frugaler Innovationen und welche Faktoren die Umsetzung begünstigen oder hemmen. Das frugale Produkt richtet sich auf Kernfunktionalitäten aus, bietet genau den Nutzen und die Qualität, die Konsumenten benötigen. Es basiert auf einem schlichten Design, spart durch geeignete Rohstoffe und Technologien möglichst viel überflüssiges Material. Damit schont es Ressourcen, Energie, Flächen und das Klima und kann bei guter Qualität zu deutlich günstigeren Preisen angeboten werden. Ingo Liefner betont, dass „auch das Frugalisieren bereits entwickelter Produkte eine nachhaltige Wirtschaft fördern kann“.

Wortgrafik © IWKG, Universität Hannover
Das Prinzip der Frugalität in Innovationsprozessen: Nachhaltigere Produkte schonen Ressourcen und erschließen neue Kundengruppen (angepasst nach Rao, 2018).

Unternehmen für Wissenstransfer gesucht

Durch diese Eigenschaften sind frugale Produkte zudem kostengünstiger, wodurch viele Unternehmen neue, weniger zahlungskräftige Kundengruppen insbesondere in Schwellenländern erschließen konnten. Ein Hersteller konnte beispielsweise für eine frugalisierte Industriewaage neue Kunden in Ostasien gewinnen und seine Wettbewerbsfähigkeiten dadurch erhalten. Ein weiterer frugaler Ansatz stellt eine Wasserfiltrationsanlage dar, mit der Menschen ohne externe Stromquelle Wasser trinkbar machen können. Sie wurde speziell für den Einsatz in ländlichen Regionen Indiens entwickelt. Die Projekterkenntnisse fließen in Handlungsempfehlungen für Management und Politik ein. Für die Interviews suchen die Forschenden aus Hannover derzeit Unternehmen mit und ohne Erfahrung im Bereich Frugalität.

Hier finden Sie weitere Informationen:

Kooperationspartner in Indien

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text steht unter der CC BY 3.0 DE-Lizenz
Prof. Dr. Ingo Liefner
Adresse
Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie
Leibniz Universität Hannover
Prof. Dr. Ingo Liefner
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Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie
Leibniz Universität Hannover
Julian Barnikol, M.Sc.
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Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie
Leibniz Universität Hannover
Julian Barnikol, M.Sc.
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Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie
Leibniz Universität Hannover
Leibniz Universität Hannover, uni transfer
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